Diesen Beitrag habe ich knapp zwei Monate nach meiner Ankunft in Chile verfasst:

Ich könnte doch mal wieder etwas Kurzes schreiben, damit mein Blog aktuell bleibt. Manchmal haben Mütter doch gar nicht so unrecht und deshalb hier mal ein kurzer Bericht darüber, was eigentlich bei mir im Kindergarten los ist.

Meine Kinder habe ich mittlerweile noch lieber gewonnen. Mit der Zeit lernt man jedes Kind richtig kennen, mit all seinen Stärken und Schwächen. Bald werde ich nochmal Bilder von all meinen Kindern posten. Klar gibt es einige schwierige, aber gerade diese haben auch positive Seiten. Seit diesem Dienstag habe ich eine neue educadora (=gelernte Erzieherin) in der sala und diese meinte nach ihrem ersten Tag, dass wir aber schon einige schwererziehbare oder hyperaktive (ich bin mir nicht mehr sicher, wie sie es gesagt hat) Kinder in der sala hätten. Das mag sein, aber mir scheint, dass wenn man diese streng, aber gerecht, und auch liebenswürdig behandelt, kommen auch deren liebenswürdige Seiten hervor. Das ist immer schön zu sehen. So kann auch ein Camilo, dessen Mutter gerade mal 18 Jahre alt ist und ihn zum Klauen mitnimmt und der sich wirklich alles andere als mustergültig verhält, einfach mal eine Kuscheleinheit mit der Mickey-Maus-Fingerpuppe gebrauchen. Diese ist Teil meines neuen Fingerpuppenfundus, welchen ich neuerdings samt einem Buch voller schöner Kinderspiele besitze.

Diese Dinge kann ich auch wirklich gut gebrauchen, denn in letzter Zeit durfte ich immer mehr Programmpunkte mitgestalten. Gerade in den Pausen zwischen geplanten Aktivitäten entsteht manchmal eine Leere, die die Kinder mit viel Blödsinn füllen können (na wenn es auch so langweilig ist). Da meine tias dann oft wenig aktiv oder ratlos sind, springe ich dort ein. Meistens probiere ich dann irgendwelche Spiele aus. So starteten wir diese Woche eine „Reise zum Mond“. Das ging in etwa so: “ Zuerst ziehen wir unsere schwere Astronautenhose an, dann die wahnsinnig schweren Schuhe. Wo waren die gleich nochmal? Ah dort drüben, im Astronautenschrank. Dann die Jacke, … Jetzt müssen wir feste pusten, damit unser Raumschiff auch Treibstoff hat… ACHTUNG! Ein Planet, wir müssen ausweichen!! …“ Natürlich pantomimisch dargestellt. Das ging eine halbe Stunde so, denn die Kinder waren so begeistert, dass wir noch eine zweite Reise zum Jupiter machen mussten. Wirklich die schönsten Momente im Kindergarten sind eben diese: wenn man irgendeine Aktivität macht, bei der plötzlich alle begeistert mitmachen und ihren Spaß haben. Es wird weder geschlagen, noch geschrieen, noch sonstiger Blödsinn gemacht. Das funktioniert natürlich nicht immer, aber doch ziemlich oft. Auch Maca und Ingrid sind dann voll bei der Sache und sind oft erstaunt wie gut das doch mit diesen „schwererziehbaren“ Kindern funktionieren kann!

Auch wir Freiwilligen alle zusammen haben angefangen eigene Ideen in die Tat umzusetzen. Eine davon war, vorletzten Montag St. Martin vorzuspielen und für alle St.-Martins-Männer aus Hefeteig zu backen. Das hat sowohl uns als auch den Kindern viel Spaß gemacht! Hier ein paar Fotos von mir als ultramodernem St. Martin, eher astronautenmäßig passend zu unserer Reise zum Mond.

Einritt

Einritt

Laternen und Wintersachen bei 30 Grad

Laternen und Wintersachen bei 30 Grad

St. Martin alias der Space-Cowboy

St. Martin alias der Space-Cowboy

Wenn man es auch kaum bei den momentanen Temperaturen hier glauben mag: auch in Chile beginnt bald die Adventszeit und damit die Vorbereitung auf Weihnachten. Dazu habe ich mein erstes kleines Projekt, zu dem ich auch Spendengelder, die ich im Vornherein gesammelt habe, vor: ein selbstgebastelter Adventskalender mit guter deutscher Schoki (bekommt man hier in einigen Supermärkten) soll es werden. Bleibt nur zu hoffen, dass ich ein kühles Plätzchen für den Kalender finde, sonst gibt es täglich für ein Kind Schokosoße!

Fleißig am Basteln

Fleißig am Basteln

Ein weiteres Vorhaben habe ich auch schon mit meinem gesammelten Geld. Ich möchte gerne für den Patio zwei Fußballtore kaufen. Die, die mich kennen, werden meinen ich hätte mich verschrieben und wollte Basketballkörbe schreiben. Tatsache ist aber, dass die Kinder hier unheimlich gerne (natürlich vor allem die Jungs) Fußball spielen, das aber ohne Tore machen müssen, da dazu bisher das Geld oder vielleicht auch der letzte Wille fehlte. Mal sehen wo ich etwas Gutes auftreibe! Vielleicht wollen Stefan und ich dann auch noch ein kleines Fußballprojekt starten, mal sehen…

Im Kindergarten wird es auf jeden Fall nicht arg langweilig!