Virtuelles Jahrestreffen 2020

Mit einem vielstimmigen und internetbedingt sehr zeitversetzten „Möge die Straße uns zusammenführen“ ging ein schöner Abend zu Ende. Das traditionelle Abschiedslied, das auch in Würzburg immer gesungen wird, markierte den vorläufigen Abschluss eines schönen und intensiven Tages. Und auch eines sehr neuen Formates, das innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden gestampft wurde. Aber von vorne:

Als im März immer deutlicher wurde, dass die Mitgliederversammlung in diesem Jahr nicht so stattfinden würde wie immer, waren die Enttäuschungen vorprogrammiert. Hatten sich doch alle so auf das Wiedersehen gefreut! Auf den Austausch mit Jung und Alt, das gemeinsame Beisammensein beim Kaffeetrinken und die langen Gespräche bis in die Nacht hinein. Aber die Corona-Pandemie machte es unmöglich, das Treffen zu halten, weswegen es zunächst komplett abgesagt wurde.

Aus Berlin kam dann Ende Mai ein Vorschlag von einer Gruppe, die neu gemachten Erfahrungen in der Pandemie mit Videokonferenzen zu nutzen und somit das Jahrestreffen doch noch in kleinerem und virtuellem Rahmen stattfinden zu lassen. Schnell hatte sich ein kleines Organisationsteam gefunden, das stundenlang über die Frage eines möglichen Formats, über die Themen, die einzuladenden Gäste, die zu verwendende Technik und vieles mehr diskutierte. Mit dabei, sozusagen als erste Premiere des Treffens, auch Annekathrin und Melanie aus der fundación in Chile. Schnell wurde eine Webseite eingerichtet, alle Mitglieder informiert, der Kontakt nach Bolivien und Peru aufgenommen, Freiwillige angefragt und ausprobiert. Das Ziel war, auf einem Teil der Webseite Beiträge zu veröffentlichen, die asynchron zur Verfügung gestellt wurden und am Samstag des eigentlichen Treffens in Würzburg ein synchrones Treffen als Videokonferenz zu organisieren.

Nach vielen Gesprächen, Mails und Testläufen war es dann am Mittag des 13. Juni so weit: Nach und nach trudelten immer mehr Menschen in die Videokonferenz, es gab ein großes Hallo, das nicht enden wollte. Jede*r kannte irgendwen und alle wollten sich grüßen. Die Freude war groß, nach Monaten der Kontaktreduktion so viele Gesichter wiederzusehen.

Nach einer kleinen Begrüßung startete das erste Treffen, das von gerade zurückgekehrten und ehemaligen Freiwilligen vorbereitet wurde und die Freiwilligenbetreuerin in Chile, Helga Langhagen, miteinbezog. Die beiden Freiwilligen erzählten von den schwierigen politischen Situationen in Chile und Bolivien und natürlich auch aus ihrer Perspektive von der gezwungenen Rückkehr aufgrund der Corona-Situation. Die danach eigentlich angedachte Pause wurde nie als solche wahrgenommen, kamen doch immer mehr Menschen dazu, die sich natürlich viel zu erzählen hatten.

Das zweite Treffen war eine weitere Besonderheit: Zum ersten Mal bei einem Jahrestreffen erzählten Vertreter*innen der fundaciones in Chile, Bolivien und Peru live aus den jeweiligen Ländern und gaben so einen direkten Einblick in die aktuelle Arbeit, die natürlich stark von der Pandemie geprägt ist. Die Berichte und auch die darauffolgenden Fragen wollten gar nicht aufhören, so dass die Moderation die Zuschauenden damit vertrösten musste, dass es hoffentlich bald noch mehr Treffen dieser Art geben würde. Da dieses Treffen auf Spanisch gehalten wurde, schalteten sich auch über den extra dafür eingerichteten Livestream auf YouTube viele Mitarbeitende der fundaciones vor Ort ein, auch das ein Novum und eine schöne Möglichkeit.

Schnell waren vier Stunden vorbei und somit die Zeit gekommen für Schwester Teresa, die eigentlich in Würzburg sprechen sollte. Da dies nicht möglich war, wurde ihr in diesem Rahmen die Möglichkeit gegeben, von ihrer Arbeit mit den obdachlosen Menschen in Santiago zu erzählen. In einem spannenden und leidenschaftlichen Vortrag erklärte sie die Hintergründe ihrer vielen Projekte, unter anderem des neuen „Housing first“-Projekts, das auch schon im aktuellen Info-Heft vorgestellt wurde. Im Anschluss daran gab es noch die Möglichkeit für Karoline, aus ihrer Perspektive die aktuelle Situation zu beschreiben, was viele der Zuschauenden natürlich sehr interessiert hat.

Und dann war auch dieses Treffen schon wieder vorbei. Fast pünktlich um 21 Uhr wurde das Abschiedslied angestimmt, das in diesem Jahr auch thematisch mal wieder umso besser passte. Begleitet von einer Gruppe Musiker*innen ertönte aus vielen Lautsprechern in ganz Deutschland und in Lateinamerika das Lied „Möge die Straße“. Und auch wenn es sehr zeitversetzt war, war es trotzdem ein schöner Moment der Erinnerung und der Verbundenheit.

Danach war offiziell Schluss, aber es wäre nicht Cristo Vive, wenn nicht noch lange nachdem die Ersten das Licht ausgemacht hatten, die Videokonferenz immer noch weiterging. Aber irgendwann mussten auch die Letzten gehen und da war klar, dass eine Videokonferenz doch nie das echte Beisammensein ersetzen wird.

Was bleibt: Der Wunsch sich bald wieder richtig zu sehen und bis dahin möglicherweise sich noch einmal in dieser Form zu treffen. Und wer weiß? Vielleicht werden ja zukünftige Versammlungen auch Mischformen sein und wir können die neu gewonnene Verbindung zu den fundaciones auch aufrechterhalten, wenn wir uns wieder in Würzburg treffen.

 

Hinweis: Wer das Jahrestreffen verpasst hat, sich diese aber gerne anschauen möchte, kann dies immer noch tun! Der Link, der im Vorfeld über die Mailverteiler verschickt wurde, funktioniert immer noch mit dem gleichen Passwort. Dort werden auch die Präsentationen der Treffen sowie (sobald verfügbar) die Übersetzung des zweiten Treffens veröffentlicht.

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