Interview mit Schwester Karoline in chilenischer Zeitschrift
In einem Interview mit der zur chilenischen Tageszeitung "La Tercera" gehörigen Zeitschrift "Paula" träumt Schwester Karoline von einer bescheidenen Kirche, deren Vertreter den "Duft der Herde" einatmen. Über den Skandal der Vertuschung eines Missbrauchsfalls und die Verteidigung des Bischofs von Osorno durch den Papst befragt, meinte Karoline, das sei wohl der göttliche Wille, weil sich aufgrund dieser Sturheit "der Papst wie ein verletzbarer Mensch zeigen und sich bescheiden für seine Fehler entschuldigen" konnte.
Karoline kritisierte den angeblichen Rat des Papstes, Homosexuelle nicht in das Priesterseminar aufzunehmen. Sie wies darauf hin, dass "im Laufe der Menschheitsgeschichte viele Homosexuelle exzellente Geistliche wurden und ein untadeliges Leben gelebt haben". Dies gelte auch für lesbische Frauen in Schwesternorden. Gleichermaßen befürwortet sie die gleichgeschlechtliche Ehe: "Ich habe eine Eheschließung zwischen Lesben abgesegnet und fühle, dass mich niemand daran hindern kann, für sie zu beten und ihr Bündnis zu bestätigen", antwortete sie auf eine entsprechende Frage des Interviewers.
Die Vorherrschaft des Mannes habe der Kirche nicht gut getan, sagt Karoline weiter. Sie ist aber überzeugt, dass in Zukunft Frauen mehr Verantwortung in der Kirche übernehmen werden. Sie selbst sieht sich gegenüber Bischöfen und Priestern als Frau gleichberechtigt und als ihr Partner. Zur Frage nach dem Pflichtzölibat der Priester antwortet sie: "Ich hätte es gern, wenn sie nach Wunsch heiraten dürften, aber ebenso, dass diejenigen, die auf ihrem Weg geheiratet haben und deshalb auf ihr Priesteramt verzichten mussten, reintegriert werden könnten."
Interview der Zeitschrift Paula übersetzt von Salvador Herrador